Mustafa Karasu: Jerusalem, die Hauptstadt der Menschheit


Mustafa Karasu (Gründungsmitglied der PKK) äußerte sich zu Jerusalem, der Palästina-Frage und welche Rolle die PKK dazu einnimmt. Rojaciwan.eu hat den Text auf deutsch überstetzt um ihn einem breiten Publikum zugänglich zu machen.
Mit der Anerkennung Jerusalems durch Trump, hat die Debatte über Palästina erneut an Intensität gewonnen. Es muss richtig verstanden werden, warum die USA in solch einer Phase solch einen Schritt unternommen haben. Dies jedoch nur mit innenpolitischen Problemen zu erklären, ist nicht ausreichend. Eine Weltmacht wie die USA, würden insbesondere in einem Ort wie dem Mittleren Osten, dem Zentrum des derzeit stattfindenden Dritten Weltkriegs, wo das internationale Gleichgewicht geschaffen wird, keine derartigen Schritte wagen, nur um das innenpolitische Gleichgewicht zu stabilisieren. Das von Trump individuelle Schritte unternommen wurden, ist undenkbar. Es versteht sich, das man von den Vorfällen, die mit der Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt einhergehen, profitieren will. Es ist wahrscheinlich, dass man die Gewalt entstehen lässt um gegen die Kräfte zu intervenieren, die versuchen sie militärisch und politisch einzugrenzen.
Nach der Anerkennung Jerusalems erfolgte die besonnenste Reaktion allen voran aus dem Iran. Weil der Iran im Moment andere Prioritäten verfolgt, ist er nicht an einer harten Reaktion seitens USA interessiert. Da die USA aber eine Rechtfertigung für einen Angriff auf den Iran suchen, sind sie zu einem noch sensibleren Diskurs und einer noch sensibleren Haltung übergegangen. Weil der Iran seine Position im Irak, im Jemen, in Syrien und im Libanon stärken will, scheinen die USA den Iran auf diese Gebiete beschränken zu wollen. In dieser Hinsicht ist es verständlich, dass der Iran, die Entscheidung über Jerusalem als eine Provokation gegen sich betrachtet.
Die Macht, die die Jerusalementscheidung politisch für ihren eigenen Vorteil verwerten will, ist die Türkei. Es gibt zwei Kräfte, die aus der Jerusalementscheidung ihren Nutzen ziehen wollen. Die Erste ist die USA, die Zweite die Türkei. Die AKP Regierung hat damit für sich eine unvorstellbare Agenda gefunden. Es ist eine Agenda, die nicht direkt mit ihnen zusammenhängt, sich aber für die Innenpolitik ausnutzen lässt. Die AKP will einerseits die Probleme mit denen sie konfrontiert ist, mit der Propaganda und Kampagne zu Jerusalem überdecken und andererseits mit Aktionen gegen die USA und Israel, diese beiden Länder in die Enge treiben. Deswegen klammert sie sich an das Thema Jerusalem wie ein Ertrinkender an einen rettenden Ast. Das worum sich Tayyip Erdogan und die AKP sorgen, sind nicht die Palästinenser. Würde es nicht um eine Situation gehen, die für ihre eigene Herrschaft von Nutzen wäre, dann würden sie auch einen Grund finden, warum Jerusalem nicht die Hauptstadt Israels sein sollte.
Eines ist sicher, dass wenn es im Mittleren Osten ein zweites Israel geben sollte, dann wäre das die Türkei. Jahrelang war die Türkei ein strategischer Bündnispartner Israels. Jahrzehntelang hat Israel auf die Türkei gestützt seine Position gestärkt und mit neuen Siedlungen sein Gebiet erweitert. Die Beziehungen die die Türkei mit Israel pflegt sind sehr enge Beziehungen. Zwischen Israel und der Türkei gibt es ein geheimes Abkommen in dem Sinne, dass Israel der von türkischer Seite von Zeit zu Zeit hevorgebrachten Kritik mit Verständnis begegnet. Das die Türkei, Israel nur unterstützen kann, wenn sie manchmal auch kritisiert, wurde von israelischer Seite akzeptiert. Es zeigt sich, dass die meiste Kritik an Israel dann von Seiten der Türkei kam, wenn die Beziehungen der Türkei und Israels am besten waren. Aus diesem Grund muss man, wenn man die Beziehungen der Türkei und Israels bewertet, deren Praxis betrachten.
Es zeigt sich außerdem, dass für den Krieg gegen die kurdische Freiheitsbewegung die komplexeste Technick aus Israel angeschafft wird. Die ersten unbemannte Flugobjekte (Drohnen) wurde aus Israel gekauft. Deswegen werden diese unbemannten Flugobjekte meist auch Heron genannt. Für die Modernisierung der Flugzeuge und Panzer wird sich an erster Stelle Unterstützung aus Israel besorgt. Bei dem Komplott gegen den kurdischen Volksrepräsentanten hat die Türkei Unterstützung von Israel bekommen. Außerdem hat die Türkei gute Beziehungen zu Israel aufgebaut, um Unterstützung aus den USA und Europa zu bekommen. Beziehungen mit Israel wurden als der leichteste Weg gesehen, um Unterstützung von den USA zu erhalten. Auch wenn die AKP Regierung verbal einige Veränderungen vornehmen sollte, wird sie diese Politik weiterverfolgen.
Aufgetauchte Dokumente zeigen, dass Tayyip Erdogan und die AKP keinen Einwand dagegen hatten, dass Jerusalem als Hauptstadt anerkannt werden sollte. Nur um der muslimischen Welt gegenüber anders zu erscheinen, machen sie so ein Geschrei. Die Dokumente haben gezeigt, dass die AKP Regierung sowohl schriftlich als auch mündlich ihre Zustimmung zu Jerusalem als Hauptstadt gegeben hat. Indem Tayyip Erdogan sagt, gestern war gestern, heute ist heute, kann er die Dokumente und Aufzeichnungen nicht nicht existend machen. Die Reaktionen auf Jerusalem verfolgen den selben Zweck, wie wenn Tayyip Erdogan, von Vaterland, Nation und Flagge spricht um vor seinen innen- und aussenpolitischen Problem zu entfliehen. Er steigeert den Chauvinismus um gesellschaftliche Unterstützung zu bekommen und seine Macht zu erhalten. In dieser Hinsicht sollte keiner den Reaktionen der AKP glauben bzw. deswegen diese Haltung annehmen.
Auch der arabische Nationalismus schafft es nicht sich von einer politischen Haltung zu lösen, die, anstatt mit den Juden Seite an Seite zu leben, andauernd auf Antijudaismus und einen konstanten Konflikt mit dem Zionismus setzt. Weder Zionismus, noch Nationalismus und Nationalstaat, werden eine Lösung für die Probleme finden. Der Zionismus bringt keinen Nutzen für die Juden und Israelis. Mit dieser Politk im Mittleren Osten friedlich zu leben, ist schwer.
Andererseits ist klar, dass man auch mit arabischem Nationalismus und islamischem Faschismus das Israel-Palästina-Problem nicht lösen kann. Daher ist das, von religiösem Fanatimus und Nationalismus weit entfernte Projekt der Demokratischen Nation des Vorsitzenden Apo, für die Lösung des Palästina-Israel Problems, der beste Weg. Eine zwei-Staaten-Lösung die Juden und Araber gegenseitig akzeptiert, ist eine passende Lösung. Diese muss jedoch mit dem Verständnis der Demokratischen Nation gefüllt werden. Ansonsten werden zwei, sich auf Nationalismus und religiösen Fanatismus stützende Staaten, die Probleme nicht lösen. In dieser Hinsicht muss sich auf beiden Seiten die Mentaltität ändern.
Eine zionistische Mentalität schafft eine Grundlage die mit religiösem Fanatismus und Nationalismus aufgeladen ist. Deswegen ist es Vorraussetzung, dass diese zionistische Mentalität aufgegeben wird. Auch die Palästinenser könnten sich der Frage, wie sie mit den Juden gemeinsam Leben könnten, lösungsorientiert nähern. Natürlich werden die Palästinenser auf ein Leben bestehen, in dem sie sich selbst verwalten und es keine Einmischung von Israel geben wird. Sich gegen eine autoritäre und unterdrückerische Politik und Praxis zu wehren, ist ein natürliches Recht. Es ist eine weitere Voraussetzung, dass die Errichtung neuer Siedlungen auf palästinenischem Boden unbedingt gestoppt wird. Außerdem ist es notwendig, die Zwiespalt sähende Politik gegenüber der arabischen und islamischen Welt aufzugeben. Denn es gibt auch diese Dimension des Israelisch-Arabischen Friedens. Es ist nicht nur ein Jüdisch-Palästinensisches Problem, inzwischen ist es zu einem Arabisch-Israelischen Problem geworden.
Jerusalem ist die heilige Stadt von drei Religionen. Deswegen kann die Aussage der Juden, “das ist eine jüdische Stadt und unsere Hauptstadt”, nicht akzeptiert werden. Jerusalem muss eine Stadt mit einem besonderen Status sein. Sie muss eine Stadt sein in der Islam, Juden- und Christentum gemeinsam leben und damit ein Symbol des Friedens zwischen den Religionen. Für Muslime und Juden ist dies die geeignetste Weise sich anzunähren. Jeder trägt dafür die Verantwortung, Jerusalem nicht zu einem Ort der Spannung und Auseinandersetzung, sondern zu einem Ort des gemeinsamen Lebens und des Friedens zu machen. In dieser Hinsicht wird Jerusalem dann zu einer Stadt, die die Hauptstadt der Welt und der Menschheit wird.
Seit unserem Entstehen als PKK, waren wir gegen den Zionismus. Den Genozid an den Kurden in der Türkei haben wir mit dem israelischen Zionismus und dem Apartheidsregime Südafrikas verglichen. Wir haben besonders betont, dass der in Kurdistan herrschende Kolonialismus, nicht dem Kolonialismus in Afrika, Südamerika und Asien ähnelt. Unsere Haltung, die Haltung der PKK gegenüber dem Zionismus, war immer eine ideologische. Auch heute ist unsere Haltung gegen den Zionismus noch immer klar. Gegen die zionistische Politik den Palästinensern gegenüber, waren wir immer an der Seite der Palästinenser. Es ist auch klar, dass wir weiterhin gegen den Zionismus an der Seite des palästinensischen Volkes stehen werden. Außerdem hat die PKK gemeinsam mit den Palästinensern gegen den Zionsimus gekämpft. 1982 fielen 13 unserer Kader im Kampf gegen die Besetzung des Libanons durch Israel. Der Zionismus war auch am internationalen Komplott beteiligt und hat in Berlin vier unserer Patrioten umgebracht.
Zweifellos werden wir die Unterstützung, die die Palästinenser in den 1980er Jahren dem kurdischen Volk gegeben haben, nie vergessen. In dieser Hinsicht werden wir gegen jeden Angriff, den die Zionisten gegen das palästinensische Volk führen, an der Seite der Palästinenser stehen.
Quelle: Mustafa Karasu, "Kudüs, insanlığın başkentidir"
Übersetzt von ROJACIWAN
