Osman AGIRÎ: Entstehung der PKK

Haberleri —

„Wir haben jung angefangen[…]“ – Abdullah Öcalan


Kurdistan – ein Land in einer Weltgegend, die auch als Wiege der Menschheit zu verstehen ist. Unterschiedlichste Kulturen, Völker und Religionen existierten hier friedlich nebeneinander, bekämpften einander und lösten einander ab. Neben diesem historisch-kulturellem Reichtum existieren auch reichliche Schätze der Natur in dieser Region. Angetrieben von diesen und Handelswegen zwischen Europa, Afrika und Asien war Kurdistan immer mit Besatzern, Ausbeutung, Zerstörung und Unterdrückung konfrontiert.

Der Kapitalismus beginnt sich erst in den 40er Jahren in Kurdistan zu entwickeln. Moderne Klassen, das Proletariat, sowie die Bourgeoisie kristallisieren sich heraus. Die kurdische Jugend verlässt zu dieser Zeit ihre Dörfer, um in den Metropolen ein eigenes Leben aufzubauen. StudentInnen, darunter auch kurdische Jugendliche, fangen an, sich stärker und verbindlicher zu organisieren. International gerät der Realsozialismus immer stärker in die Defensive. Während die Kurdistan-Politik der Imperialisten auf Vernichtung abzielt, gibt es von Seiten des Realsozialismus weder Aufmerksamkeit noch Unterstützung für das kurdische Volk. Der türkische Staat ist sich sicher, revolutionäre Gefahren beseitigt zu haben. Türkische linke Gruppen reden in der Theorie zwar vom kurdischen Volk, leugnen dessen Realität aber in der Praxis vollständig und vertreten eine sozialchauvinistische Linie. Viel problematischer zu diesem Zeitpunkt jedoch ist, die Verleugnung der Realität durch das kurdische Volk selbst. Während sich die Linke der Türkei an der Sowjetunion, China, Albanien und dem Eurokommunismus orientierte, war die kurdische Linke eine schwächliche, zwischen primitivem kurdischem Nationalismus und türkischen Linken hin und hergerissene Bewegung von Intellektuellen.


Entstehung der „Revolutionäre Kurdistans“

Abdullah Öcalan, damals 24 Jahre alter Student, begann zusammen mit anderen Genossinnen politisch die Initiative in die Hand zu nehmen. Im Frühjahr 1973 fiel die Entscheidung, sich unabhängig zu organisieren. Am Ufer des Çubuk-Staudammes in Ankara sprach diese sechsköpfige Gruppe zum ersten Mal davon, als eigene Kurdistan-Gruppe aufzutreten. Die Gruppe  wollte als weder primitiv kurdisch-nationalistische Strömung noch als eine der linken Strömungen, die im Grunde türkisch-nationalistisch waren, sondern zunächst unter dem Namen „Revolutionäre Kurdistans“ mit einer eigenen Interpretation der Geschichte und der Gegenwart auftreten. 

Zu Beginn unternahm die Gruppe eine umfassende Untersuchung über alle gesellschaftlichen Bereiche in Nordwest-Kurdistan. Wissenschaftlich-kritisch wurde die eigene, von sich selbst entfremdete, sich selbst verleugnende kurdische Realität aufgearbeitet, mit dem Ziel durch eine disziplinierte Organisierung die Grundlage für eine tiefgreifende Veränderung der Persönlichkeit und der Gesellschaft Kurdistans zu erreichen, um dort den sozialistischen Menschen zu erschaffen.


Die Reise nach Kurdistan

Von 1974-1976 arbeitete die Gruppe unter dem Dach des Demokratischen Hochschulvereins Ankara (ADYÖD). Die türkischen Studenten Haki Karer und Kemal Pir bildeten zusammen mit Abdullah Öcalan die Kerngruppe, aus der zunächst die "Apoci - Jugend" und später die PKK entstehen sollte. In den von Kurden bewohnten ärmeren Stadtteilen organisierte Kemal Pir viele Jugendliche, von denen die meisten später Revolutionäre wurden. Dies ist auch als Teil der Aufbauphase der PKK zu verstehen. Die ihr vorangehende Gruppe orientierte sich zu dieser Zeit bereits auf die künftige Arbeit in Kurdistan.

Als 1975 die theoretische Entwicklung eine gewisse Reife erreicht hatte, war ein Kaderstamm entstanden, der den späteren Kern der PKK darstellte. Dieser Kaderstamm begann eine Reise nach Kurdistan. Jeder von Ihnen ging in eine andere Stadt, um weitere Revolutionäre zu gewinnen und sich dem Volk bekannt zu machen. Kemal Pir und Cemil Bayik gingen zum Beispiel nach Antep und versuchten dort Strukturen der türkischen Linken zu einer Debatte über das Kurdistan-Problem zu bewegen, was zunächst misslang. Sie schafften es Lastenträger und Bauarbeiter zu organisieren. Abdullah Öcalan und andere Gruppenmitglieder reisten 1977 von Ankara nach Kurdistan und führten Veranstaltungen in mehreren Städten durch. Überall wurde mit den eigenen Händen für den Lebensunterhalt und die politische Arbeit gearbeitet.

Über Jahre hinweg gewann diese Gruppierung immer neue Anhänger hinzu, mit deren Hilfe sie ihre Überzeugungen in der ländlichen Bevölkerung Kurdistans verbreitete. So lernte der Wirtschaftswissenschaften Student Mazlum Dogan, Abdullah Öcalan und Haki Karer kennen. Anfang 1976 brach er dann sein Studium ab, um politischen Wiederstand zu leisten, und wurde zu einer bedeutenden Überzeugungskraft in Kurdistan.

 

Der Gang ins Ausland als „Gesetz der Revolution“

Immer öfter kam es zu Auseinandersetzungen mit türkischen Sicherheitskräften, bewaffneten Stammesangehörigkeiten der kurdischen Aristokratie und konkurrierenden politischen Gruppen, die gewaltsam gegen die noch junge Bewegung vorgingen. 

Am 27. November 1978 gründete sich die Arbeiterpartei Kurdistans in einem kleinen Dorf Namens Fis nahe der Stadt Amed (türkisch: Diyarbakir). An der Gründungsversammlung nahmen zweiundzwanzig führende Mitglieder der Bewegung teil, mit dem Ziel der Partei professionelle Strukturen zu geben. In den Städten wäre die noch junge Bewegung untergegangen, weshalb sich die Aktivitäten auf die ländlichen Regionen Kurdistans konzentrierten. 

Wie Abraham bei seinem Exodus machte sich die Gruppierung von Urfa aus am 1. Juli 1979 nach Syrien und von dort ins Land Kanaan auf, um die Freiheit zu suchen. Der Gang ins Ausland sollte als „Gesetz der Revolution“ gesehen werden. Mit ein paar Dutzend Kadern eine militärische Ausbildung zu absolvieren, um dann einen lang andauernden Guerillakrieg bis zur Befreiung durchzuführen, ist das Ziel gewesen.

paylaş

Haberler


   

Yeni Özgür Politika

© Copyright 2025 Yeni Özgür Politika | Tüm Hakları Saklıdır.